Urlaub in Nordafrika

Der all-inklusive Hotelurlaub in Tunesien war einerseits ein Test eines solchen Urlaubs und andererseits die Erfahrung eines gemeinsamen Urlaubs mit meiner Mutter.

Hotelbild
Blick auf die Rückseite des Hotels

Die grundsätzliche Erfahrung ist, dass dies ein für mich machbarer Urlaub ist; ich muss es nur üben. Für eine Zeit von zwei Wochen ist der Urlaub machbar, wenn es entsprechende Animationsangebote gibt (Bogenschießen, verschiedene Sportangebote aktiv oder passiv usw.) und Möglichkeiten der Besichtigung von Kultur, Küche und Leute gibt. Dies war im Hotel Paradis Palace gegeben und dank des dortigen freundlichen, hilfsbereiten Personals war der Urlaub ein Erfolg.

Ansonsten:; Von Vorteil ist eine gewisse Kenntnis der Landessprache, in diesem Fall Französisch. Einerseits sprechen alle Tunesier und Tunesierinnen Französisch, andererseits ist dies nach meiner Erfahrung auch ein Urlaubsort der Franzosen.

Aussicht aus dem Hotelzimmer auf den Strand

Die ständige Verfügbarkeit von Essen und Trinken will aber geübt sein. Ich habe ganz gut zugenommen: es war einfach zu lecker und sehr vielfältig

Die Geschichte in Tagen: am Abflugtag habe ich in Düsseldorf die elektronische Passkontrolle kennengelernt. Insgesamt super Organisation und schneller Ablauf.

In Monastir gelandet, hieß es im Minibus mit vier Personen und einem Fahrer durch Sousse zu fahren, bevor es auf die Autobahn ging. Dabei konnten wir Gebäude sehen, wie sie sonst nur in Filmen vorkommen, die im Nahen Osten spielen. Alle Häuser wirkten unfertig, im Bau oder verlassen. Tatsächlich sind diese Häuser auch unfertig, wie ich viel später lernen sollte, aber aus einem guten Grund: sie haben ein Flachdach (also kein Schneedach wie man unsere Dächer dort nennt), um für jedes Kind eine weitere Etage aufsetzen zu können. Eine tolle Idee.

Jeder Kreisverkehr, jede Péage auf der Autobahn hatte besetzte Häuschen für Polizei oder Security: gelegentlich wurden Autos angehalten, meist mit verdunkelten Scheiben. Die Einfahrt zum Hotelkomplex war abgesichert, die Einfahrt zum Hotel ein weiteres Mal. Es wurde das ein oder andere Mal mit Spiegeln unter dem Auto nach Ungewöhnlichem gesucht. Das hatte mich erst erschreckt, aber am Ende doch sicher gemacht: kein Polizeistaat, wie man zunächst glauben konnte.

Am Tag danach besuchten wir Tunis. Hauptstadt, 2 Millionen Einwohner. Ich hatte den Eindruck, dass es keine Hochhäuser gab und fast alles weiß gestrichen war. Tunis hat mehrere Lagunen, um die herum gebaut wurde. Nirgendwo habe ich bisher einen solchen Gegensatz von reich und arm gesehen. Die Häuser im reichen Bereich konnten nicht ausschließlich tunesisch sein: sie waren quasi Geldanlage aus anderen Ländern, z.B. Kuwait, Saudi-Arabien. Es war beinahe wie in anderen europäischen Städten, nur ohne Hochhäuser und damit für mich auch eben schöner.

Der Besuch der Ruinen Karthagos war sehenswert und beeindruckend. Rom hat eines Tages endlich dem Drängen Catos des Älteren (Ceterum censeo Carthaginem esse delendam) nachgegeben und Karthago dem Erdboden gleichgemacht, um es dann Jahrzehnte später komplett im römischen Stil wieder aufzubauen.

Die beste Erfahrung aber war das gemeinsame Mittagessen. Unser Reiseführer, der uns durch die Gegend führte und viel erklärte, entführte uns nach La Goulette. Ein Stadtteil, wie andere, meint man. Tatsächlich ein sehr sehenswerter Teil. Wir kauften im Geschäft rechts den Fisch unserer Wahl ein (frisch, wie wir wollten), zahlten und bekamen links den bestellten Fisch gegrillt wieder. Dazu Beilagen. Über Preise muss man nicht wirklich diskutieren: es war hier teuer, für lokale Verhältnisse. Wir zahlten etwa 60 DNT, also 17,70 Euro für zwei Personen. Dazu war es eine ungezwungen, laute lebhafte Atmosphäre. freundlich: Kontakt zu anderen Personen war unvermeidbar und sehr angenehm.

Strassenbild in Tunis

Geht man von Hammamet entlang des Strandes nach Südwesten in Richtung Yasmine und überquert leere, betonierte Flussbetten, landet man im Villenviertel: geschlossene Geschäfte, hohe Mauern, Security, kaum Straßenverkehr. Es war gleichzeitig warm wie in einem kühlen Sommer in Frankreich auf dem Campingplatz. Vogelgezwitscher, Windrauschen.

Die Besuche in den Geschäften hier waren aufschlussreich. Auch wenn man nichts kaufen wollte, waren alle hilfsbereit und freundlich. Eine sehr herzliche Gesellschaft.

Hammamet – Villenviertel

Der Spaziergang in die nord-östliche Richtung führt in das eher ursprüngliche Hammamet, eine Großstadt mit fast 100.000 Einwohnern. Wir sind leider nicht sehr weit in die Stadt gewandert, es wären knapp 10 km gewesen. ÖPNV gibt es, nur weiß keiner, wann der fährt. Taxi wäre die Lösung gewesen. Dennoch: der Ausflug war eine Wanderung in den Nahen Osten unserer Filmindustrie. Mein erster Eindruck war: das ist nicht mein Land. Diesen Eindruck muss ich aber zurücknehmen. Es ist sehr anders, aber deswegen eben nicht rückständig. Es gibt zwar eine große Schere zwischen reich und arm, aber keiner macht einen unglücklichen Eindruck. Man teilt sich vieles mit anderen. Am Ende aber ist es alles eben nur anders.

Zum Glück hatte ich mit dem Fremdenführer einen kompetenten Reiseführer, der zudem perfekt Deutsch sprach. Mit ihm durfte ich Autofahren: auf Autobahnen, in der Stadt, durch den Markt, wo auch immer. Die Regeln sind einfach: wie überall in der Welt gelten sie auch in Tunesien. Nur hält sich kaum jemand dran. Ich habe die Fahrweise und den Verkehr gegenüber meinen Fußballfreunden so beschrieben: wenn wir in den Eingang strömen, hält sich niemand an Spuren oder Reihen, man huscht hier und da durch. Genau so funktioniert der Verkehr. Verkauf von Eiern am Standstreifen der Autobahn, geht 🙂 Inshallah 🙂 Ohne Unfälle, ohne Gehupe.… Sehr löblich

Dieses Erlebnis durfte ich dann auf der Fahrt nach Thugga und Testour vertiefen. Testour ist eine kleine Stadt mit andalusischen Ursprung. An einem Markttag angekommen, fuhren (!) wir durch die Straßen. In Deutschland völlig undenkbar. Es waren viele Stände mit frischem Gemüse. Ich hatte keine Gewächshäuser gesehen, dafür aber grüne Ebenen, Felder. Sogar Mandelbaumwälder. Der Besuch im Käsegeschäft hatte mich dann komplett überrascht. Käse wie in Italien, aber natürlich aus Tunesien. Sehr, sehr gute Qualität, kann jeden Vergleich mit Italien standhalten, dabei ein unscheinbares Geschäft.

Einkaufsstrasse in Testour
Toreinfahrt in Testour
Schuhgeschäft in Testour, Handarbeit
Allgegenwärtige Katzen 🙂

Im Ort gibt es eine Moschee: am Turm ist der Halbmond, das christliche Kreuz und der Davidstern zu sehen. Dazu eine rückwärts laufende Uhr, da früher alles besser war. Ein sehr schönes Zeichen 🙂

Rückwärts laufende Uhr

Thugga ist die zweite große Stadt der Römer in der Provinz Neues Afrika. Riesig und sehr gut erhaltene Ausgrabung. beinahe zwei Stunden erkundete ich das Gelände und bin noch immer nicht fertig gewesen. Beeindruckend war der Blick in die grüne Ebene sowie die architektonische bzw. bauliche Leistung der Römer.

Thugga
Blick auf die fruchtbare Ebene

Zwar will ich nicht wissen, wieviele nubische Sklaven dafür in der Antike sterben mussten, aber die Qualität ist schon außergewöhnlich. Ohne Probleme konnte ich Marktplatz mit Verkaufsgeschäften oder Handwerker erkennen, Wohnräume, Latrinen usw. Schön ist, dass Tunesien dies erhält und pflegt.

Das vorangegangene Bild zeigt das Straßenbild beim Einkauf von Käse und Joghurt. Ich habe beides probiert und war begeistert von der Frische und dem Geschmack. Ein Bild habe ich dort vom Geschäft nicht gemacht, da ich zuviele Menschen abgelichtet hätte und nicht in der Lage war, alle um Erlaubnis zu bitten 🙂

Meine Entscheidung: ich muss nochmal hin. Ich muss Hammamet Tunis und andere Großstädte selber erkunden; Kaffee am Straßenrand trinken. Menschen beobachten. Shakram