Ich freue mich immer, wenn ich Worte wie Delphin oder Photographie in alter Schreibweise sehe. Ja, ich weiß natürlich, dass Sprache lebt, sie einem stetigen Wandel unterlegen ist. Wahrscheinlich wäre ich ein dicker Freund des Kaisers Wilhelm II, der bei der Rechtschreibreform seinerzeit jeglicher Änderung des TH zu T zugestimmt hatte, außer bei seinem Thron. Der blieb.
Aber dies ist nicht das Thema. Ich habe vor einigen Jahren meine ursprüngliche Kameraausrüstung verkauft. sie war zu schwer und irgendwie nicht praktikabel. Ergebnis war eine grundsätzlich gute Systemkamera im Retrolook: Olympus EPL8. Sie war günstig beim örtlichen Händler. Das Tele konnte man danach ebenfalls gut bei ihm erwerben. Mittlerweile habe ich ein Porträtobjektiv und einen guten Blitz dazu.
Und dennoch war ich unzufrieden: die Megapixelkamera machte gefühlt schlechtere Bilder als meine Sony Alpha 700. Das war vermutlich recht subjektiv, aber führte dazu, dass ich die alte Alphas 700 sowie einem 70-210 er Objektiv gebraucht gekauft hatte. Das nun schon gute 18 Jahre alte System der Sony mit dem A-Mount-System ist schwer und altbacken. Die Kamera ist aber näher an meinen Bedienungen: Alles mit einer Hand erreich- und einstellbar ohne dass man das Auge vom Fokus nehmen muss. Unbestritten: das ist Luxus pur. Eine System-Olympus und eine DLSR-Spiegelreflex ist eigentlich für den Hobbyfotografen grenzwertig. Noch schlimmer: für die Sony habe ich ein altes Metz-Blitzgerät. Die Sony und das Gerät können miteinander via Funk reden. Der neue Blitz der Olympuswelt ist dagegen ein perfekter Slave, der mitblitzt, wenn sein Master blitzt. Das ist schon sehr professionell: nur ich noch nicht. Ich übe.
Egal, ich werde mehr Photos senden. Ich baue ein eigenes Portal oder eine eigene Gallerie auf, die ich früher schon mal betrieben habe. Da die Software nicht mehr nup-to-date ist, werde ich etwas Neues probieren. Die Idee, die Bilder in WordPress, also hier, zu präsentieren ist gut, aber irgendwie nicht passend und auch nicht rund. Daher: hier Bilder und Geschichten, in http://gerd-ewald.de/Bilder/ sind Bilder ohne nähere Erläuterung, einfach zum Anschauen.
Hier nur ein paar Bilder von meiner Uni. Mehr und auch mehr Infos werden folgen
Nach langer Zeit ging es mal wieder zum Fußball in das „schönste Stadion der Welt“. Ok, zumindest das Schönste in Europa. Endlich wieder mit 81365 anderen das Spektakel erleben. Es hieß aber auch, sich mit den Celtic Supporters zu treffen und ein oder auch zwei Urtrüb zu trinken.
Erstaunlich, wie sehr sich alle vermisst hatten. Es wurden am Ende auch 5 Urtrüb, 5 Pitcher. Das Rahmenprogramm war perfekt, wie ein langjähriger Supporter sagte. Das Spiel später dann eher nicht.
Das eigentliche Problem in corona-Zeiten ist dann eher die Enge und der Kontakt. Im Wenkers waren wir knapp 10, die sich auch später auf der Tribüne treffen sollten. Auf der Tribüne ist man im Wesentlichen im Freien. Das Problem ist die An- und Abreise. Im Shuttle-Bus, der für mich bequemsten Art, war es mir zu gedrängt. Ich hätte einen der letzten Busse für die Rückfahrt nehmen müssen.
Die Idee war also, nicht Ewigkeiten zu warten, sondern schlichtweg am zentralen Ort zu parken, der nichts kostet, von dem viele ÖPNV-Verbindungen abgehen oder hinführen. Es sollte aber auch so gelegen sein, dass man zu Fuß zum Wenkers und auch zu Fuß vom Stadion erreicht werden kann.
Gesagt, getan: Parken auf dem P&R-Parkplatz Dortmund-Dorstfeld S. Fußweg hin über das „Negerdorf“ und dem Westpark . Zurück wäre ein Fußweg entlang der Schnettkerbrücke möglich.
Der Weg über den Westpark und den Ausläufern des Kreuzviertels war schon immer mein Lieblingsspaziergang zum Fußball. Eine Multi-Kulti-Gegend und dennoch eher gentrifiziert. Ein Park, der aus einem alten Friedhof entstanden ist, aufgelassen in 1920ern.
Hochwertiger Altbau neben heruntergekommenen Häusern. Eine Antifa-Kneipe, in der ich am Wochenende zum Cafe Zeitung lesen würde und abends versacken könnte.
Alternative, moderne Kunst in Form von Street Art am Wegesrand, die eben nicht einfach nur Schmiererei ist. Verbundenheit mit dem lokalen Fußballverein, der sich an seine Arbeiterwurzeln erinnern sollte.
Das Spiel war übrigens grottig. Dazu beigetragen haben in loser Reihenfolge: der VfL Bochum, der Video-Schiedsrichter, die Spieler von Borussia Dortmund und der Zufall. Ich glaube, ich bin urlaubsreif 🙂
Und wieder fliegt die Zeit an einem vorbei. Ich habe den Eindruck, dass man für Hobbies wie diesen Blog einfach zu wenig Zeit hat, So muss ich jetzt ein halbes Jahr nacharbeiten. Das Frühjahr war geprägt von Radtouren und Gartenarbeit. Der überdachte Teil der Veranda wurde mit Planken ausgelegt und wird bald mal die Chance auf eine Außenküche bieten. Immerhin stehen nun auch schon sechs Paletten so, dass man gut sitzen kann. Die Polster waren geliefert, es stand alles bereit. Jedenfalls hatte ich im Garten immer netten Besuch, wie das Bild vom Futterhaus zeigt. Dazu aber noch später.
Da mir das Fitness-Studio im Zeichen von Covid-19 einfach gesundheitlich zu unsicher war, habe ich dort gekündigt und bin vermehrt Rad gefahren; Touren meist allein oder aber auch mit Freunden mit Zielen in der Umgebung. Dabei bemerkt man erst, wie schön unsere Gegend ist. Vermutlich wiederhole ich mich da, aber es ist nun mal so. Meine „Sonntagsrunde“ geht von hier nach Kettwig, entlang der Ruhr bis nach Mülheim und zurück nach Ratingen (oder umgekehrt). Zwei Varianten führten mich von Kettwig nach Werden: einmal in die Innenstadt von Essen, ein anderes Mal zur Jugendherberge, der Ruhrklinik und zurück über Heiligenhaus nach Ratingen. Diese Tour hat mich sehr angestrengt: ich hätte nie geglaubt, dass es an der Ruhr solche Aufstiege gibt wie bei der Jugendherberge.
Sommer
Der Sommerurlaub begann erst Ende August und sollte nach Frankreich gehen. Wir haben uns eine Gegend mit niedrigster Inzidenz gesucht… und gefunden. Die Creuse, Nouvelle Aquitaine, im Herzen Frankreichs. Vallière , 770 Einwohner: 2 Bäcker, ein Municipale, eine Brocante mit gleichzeitiger Bewirtung und Mittagstisch. Sehr ländlich, wenig Touristen, insbesondere am Ende der Ferien.
Wir hatte den Platz quasi für uns; insgesamt vier Gäste. Ankommen, sich installieren und auf den Regisseur der Kommune warten. Diese hat dann am Abend abkassiert. Faul wie wir waren, haben wir gleich für eine Woche gebucht. Es war unter 10€ am Tag, also halb soviel wie sonst auf Plätzen. Direkt am Wald, Spaziergang zum See, 700 m vom Stadtkern. Entschleunigung pur.
Die Brocante (Antiquitätenhändler) war das soziale Zentrum des Dorfes. Sehr offen, sehr freundlich: wir waren nach dem ersten Besuch „Madame et Monsieur le Retriever“, auch wenn nach wenigen Worten mit uns ein sehr gutes Englisch gesprochen wurde; Begrüßung unmittelbar mit Handschlag. Pastis, Rosé, Bier, Essen aus der Außenküche. Man fühlte sich wie ein schon immer dort gewesener Freund. Jeder begrüßte uns als wären wir Teile des Dorfes, auch wenn die Person gar nichts mit der Brocante oder der Küche zu tun hatte. Andere Gäste fragten uns, ob wir schon ein Haus gekauft hätten. Wir haben tatsächlich begonnen, über den Erwerb einer Immobilie nachzudenken. Mehr über diese Familie und dem Antiquitätenhandel findet man hier
Als die Inzidenzen überall wieder sanken (in der Creuse nicht, da waren sie eh niedrig) und es langsam kühler wurde, fuhren wir an unseren Lieblingsort: Caromb in der Provence.
Viel hatte sich geändert: der Tourismus in der Stadt war professioneller geworden. Unser verschlafenes Dorf hatte Geld angezogen. Der Campingplatz erschien im neuen Gewand. Wir genossen es: warm und ruhig. Und wieder schauten wir nach Häusern. Diesmal werden wir es aber in anderen Jahreszeiten testen. Wenn Corona es zulässt wollen wir über Neujahr dort Urlaub im Ferienhaus machen.
Fussball
Nach gut 15 Monaten endlich wieder mal im Tempel. 2G-Regel, frühe Kontrollen, nur 25000 Zuschauer zugelassen. Perfekt. Dann schon beim nächsten Spiel deutliche Öffnung zu mehr Zuschauern und leider nur noch 3G. Trotzdem: schöne Stimmung, nicht wie sonst bei Vollauslastung, aber immerhin nahe dran.
Die Einlaßsituation wurde deutlich schlechter mit zunehmender Zuschauerzahl. Der BvB versuchte das dadurch zu entzerren, dass es eine Happy Hour gab. Die Idee war gut, aber nicht gut genug. Zu eng, zu voll, zu langsam. Durch die Konzentration der Kontrollen direkt vor dem Einlass, war es erheblich langsamer als zuvor, wo man überall den Impfstatus prüfen lassen konnte, wo Menschen mit einer weißen Flagge zu sehen waren. Auch der Schritt weg von 2G hin zu 3G war sicherlich ein Grund für größeren Prüfaufwand.
Herbst
Nun haben wir die vierte Welle. Alle verlassen sich auf 2 oder 3G, mit und ohne zusätzlicher Testung. Alle wissen: Impfung schützt nicht vor Ansteckung, sondern vor schwerem Verlauf. Trotzdem vertraut man auf diesen Schutz und wird leichtsinniger.
Aber selbst wenn man es gut machen will und zu einer Geburtstagsfeier eine 2G+ Regelung einführt, reduziert man nur das Risiko. Man schließt es nicht aus. Den Beweis dafür erlebe ich gerade. Positiver PCR-Test, Quarantäne. Bin froh, dass ich geimpft bin: ich erlebe Corona wie eine leichte bis mittelschwere Grippe, habe keinen Geschmacksverlust, bin kurzatmig und habe Husten.
Die Impfung hatte mich dann doch stärker erwischt als ich glaubte. Etwa wie ein stärkerer grippaler Effekt für wenige Stunden. Gut, zumindest weiß ich nun, dass mir kein Placebo gespritzt wurde. Nun noch die zweite und ich bin in relativer Sicherheit. Ich hoffe, dass die Schlagzahl beim Impfen nun zunimmt und wir im Sommer etwas mehr Normalität ohne Rückfall in eine x.te bekommen.
Nach einigen Tagen Gartenarbeit und Vorbereiten der Außenküche konnte ich dann heute eine kleine Radtour machen. Einmal rund um die Nachbarschaft: die Tour zeigt mir, wie schön wir es hier am Rande des Ruhrgebiets und Rheinland haben. Für Radtouren schon gelegentlich anstrengend, da es ein Auf und Ab aus den wasserreichen Tälern auf die Hochebenen gibt. Andererseits ist die Landschaft mit sanften geschwungenen Einschnitten sehr abwechslungsreich.
Der Garten beginnt wieder frischer auszusehen, bei mehr Regen als im letzten Jahr. Auch wenn es nicht ganz so warm ist, wie ich es mir wünsche, so kann ich doch wieder auf der Veranda sitzen, im Trockenen, und etwas auf dem Rechner tippen. Die Verandaerweiterung ist aufgeräumt, die Arbeiten am Boden können beginnen. Erstaunlich, wieviel Gewinn an Lebensqualität dieser Bereich bietet, wenn er denn genutzt werden kann.
In den letzten Monaten hatte ich einige Zahnarzttermine. Einiges wird mir in Erinnerung bleiben 😉 Ganz besonders aber das Wasserschloss Haus Bodelschwingh. Versteckt und von der Strasse nicht sofort sichtbar. Ein echtes Kleinod
Neben dem Schloß ist auch ein entsprechender Garten, den ich ebenfalls empfehlen kann. Mehr Infos zum Haus gibt es hier
Den Juni und Juli hat mich das eingeschränkte Wetter nicht so Herumfahren lassen wie noch Anfang Mai. Es machte beinahe den Eindruck als wäre der Sommer Mitte Mai geendet. Immerhin sind mir neben einzelnen Fahrten zur Arbeit auch längere Touren gelungen.
Die erste längere Tour führte mich von Ratingen über meinem neuen Lieblingsweg nach Kettwig. Von dort entlang der Ruhr nach Werden. Schön ist, wie die alte Technik heute integriert als Sehenswürdigkeit weiterlebt. Schön ist auch die neue Verwendung alter Industrie- oder Funktionsgebäude als Wohnraum. Könnte einen neidisch machen. Ein bisschen entwickelt sich der Pott in diesem Bereich wie Yorkshire: verlassene Industrieanlagen aus einer vergangenen Zeit, als Arbeit noch stärker mit Körpereinsatz verbunden war und Industriearchitektur gut zum Anschauen war. Ich kann den heutigen Industriebauten irgendwie nichts abgewinnen, aber vielleicht sagen Generationen nach mir etwas anderes. Bis dahin genieße ich die Bauten der frühen bis mittleren Gründerzeit 😉
Die Tour führte mich von Werden entlang des Baldeneysees mit all seinen Jachten und Booten. Ich wusste, dass mein Weg mich nach Steele führen wird und erwartete quasi minütlich, dass sich die Natur zurückzieht und der städtischen Architektur Platz macht, aber weit gefehlt: die Gegend blieb ursprünglich (zumindest so ursprünglich wie etwas im Pott unberührt sein kann). In den Ruhrauen zeigte nur ein Förderturm, dass die Stadt nahe ist. Eine Erfahrung, die eine Aussage eines Freundes und Arbeitskollegen bestätigte: vermutlich haben wir Kinder des Ruhrgebiets tatsächlich mehr Zugang zu grünen Flächen und Bereichen als es Großstadtkinder in München, Stuttgart oder Hamburg hatten. Es wurden Löcher in den Boden gegraben, Kohle raus geholt und drum herum Wohnungen und Einkaufsmöglichkeiten geschaffen. Dann machte man eine Stadt draus. Bis zum nächsten „Loch“ waren aber nur Felder und Wiesen. Im Süden des Potts kam dazu, dass der Bergbau schon früh verschwand und unterirdisch nach Norden wanderte. Fazit: es gibt und gab auch schon früher große freie grüne Flächen!
Die zweite Tour, etwas länger, sollte mich mit der Navigation aus einer selbst erstellten Route vertraut machen. Auch sollte sie länger sein, um die Akkuleistung zu testen. Also war der Plan von Ratingen aus nach Erkrath ins Neandertal zu reisen, von dort weiter Richtung Haan und Hilden um dann in Schloß Garath zu landen.
Ein kurzer Besuch bei einem Freund und ich fuhr weiter in den alten Rhein bei Himmelgeist und Urdenbach. Der Weg führte dann nach Benrath.
Wenn ich gewusst hätte, was mich im alten Rhein erwartete, hätte ich das große Objektiv und mehr Zeit mitgebracht: Vogelbeobachtung leicht gemacht: ein Paradies. So ging es durch Benrath und ich musste feststellen, wie nah dort Schloß, Kultur und Industrie zusammenkommen. Henkel wurde gestreift, der Weg in die Stadt führte Richtung Hamm und an dem alten Gebäude des heutigen LANUV vorbei. Es war das alte LAWA und eine Außenstelle des Landesumweltamtes als ich noch bei diesem war. Hinter der obersten Fensterreihe war die Kantine.
Schließlich und endlich ging es in den mit Schwerlastverkehr ausgefüllten Hafen, zum Rhein, entlang des Ufers und über den Norden Düsseldorfs wieder nach Ratingen. Die Fahrt habe ich bei Komoot aufgezeichnet.
Diese Tour zeigte mir, wie sehr anders die Landschaft hier verglichen mit dem mittleren und nördlichen Ruhrgebiet ist. Eine ehemalige Hochebene, durchzogen von Bächen und Flüssen, die sich Jahrtausende lang in die Tiefe gefressen haben und steile Auf- und Abfahrten hinterließen. Mit Erreichen des Rheins, insbesondere des alten Rheins, hat man dann die Vorstellung wie sehr dieses breite Gewässer das Leben an ihm beeinflusst haben muss: Hochwasser, Sumpf, Insekten, Wildtiere, Fische. Bäuerliche Anwesen aus Ziegel erinnern dagegen an das Münsterland; aber das mag mein persönlicher Eindruck sein.
Mein lieber Schweizer Freund bemängelt generell, aber bei eBikern insbesondere, die „Unfreundlichkeit“ der Verkehrsteilnehmer untereinander: der im Straßenverkehr berühmte §1 der StVO wird auch unter Radfahrern nicht beachtet; man grüßt sich nicht, man ist schlichtweg egoistisch. Unabhängig vom Rad oder seiner technischen Ausstattung: ich gebe ihm recht. Dies ist etwas, was ich in Deutschland stärker empfinde als im Ausland. Mein Schweizer Freund bemerkt dies aber auch in seinem Heimatland und führt es auf die Technik zurück. Ich nehme an, immer mehr Menschen können sich damit fortbewegen und gelangen so in das uns als Wanderer und Radfahrer bekannte Umfeld.
Als Urlauber im Ausland, sei es Frankreich oder England, oder auch in der Eifel werde ich als Wanderer gegrüßt und grüße selber mehr als hier. Ich glaube, dass es keine Unfreundlichkeit ist, sondern schlichtweg eine Frage der Bevölkerungsdichte. Am Sonntag fuhr ich nach Kettwig, entlang eines ausgewiesenen Radwegs: auf dem Weg glaubte ich, Hunderten begegnet zu sein. In Kettwig selbst, an der Ruhr, waren Radfahrer und Spaziergänger in einer unüberschaubaren Anzahl unterwegs, mehrere Hunderte sicherlich. An Grüßen war gar nicht zu denken, da wären wir alle heute noch nicht fertig.
Ende eines Urlaubs
Es war der letzte Tag meines Urlaubs. Am Tag davor besuchte ich Verwandtschaft im nördlichen Ruhrgebiet, mit dem Zug bis Essen und von dort mit dem Rad entlang der Kanäle bis Selm. Interessanterweise ging es laut Statistik meines Handys beständig bergauf. Davon merkt man vergleichsweise wenig, lediglich an den jeweiligen Hebewerken wie in Herne-Crange oder Henrichenburg wird es offensichtlich. 55 km, eine schöne Strecke.
Zurück zur Normalität
Nun weiß ich nicht, ob es die Normalität ist, die ich vermisse oder ob es die Erinnerung an alte Zeiten in der Stadt ist, die ich tatsächlich so fühle, als vermisse ich sie. Vielleicht ist es kein Vermissen einer Normalität, sondern einer Vergangenheit. Jedenfalls habe ich ein Bier auf der Strasse beim Tannenbaum genossen.
Geplant war ein früher Urlaub in Südfrankreich. Dann kam Corona und der Lockdown. Reisen ins Ausland sind derzeit unmöglich und ob sie in 2020 überhaupt stattfinden können ist noch fraglich, genauso unwahrscheinlich wie ein zweiter Lockdown wahrscheinlich ist. Also habe ich jetzt Anfang bis Mitte Mai mit dem ersten Teil des Resturlaubs aus 2019 angefangen.
Neben diversen Aufgaben im Garten und Haus gab das Wetter längere Spaziergänge und Radtouren her. So nutzte ich längere Wanderungen in alten Gefilden um Mettmann und am Rhein. Hier hatte Cosmo einen Riesenspaß, er ist eh eher ein Seehund.
Angeregt durch einen Schweizer Freund hatte ich mich dann mal mit dem Ruhrtalradweg beschäftigt. Das kann aus meiner Sicht mal ein Urlaub mit WoMo und Fahrrad werden: Unna, Holzwickede, Wickede, Dortmund, Essen, Mülheim. Orte meiner Jugend und Heimat. Ich machte also einen ersten Test und fuhr nach Mülheim, direkter Weg über Breitscheid durch Mülheim (Zentrum?) bis an die Ruhr. Ab dort war es dann endlich idyllisch, wenn auch ziemlich voll. Der Weg führt nicht ständig an der Ruhr entlang, sondern – wie der Name sagt – durchs Ruhrtal. Ziel war für mich Essen-Kettwig und von dort den Hügel wieder hoch nach Ratingen. Schöne Strecke, schöne Landschaft. Gerne wieder, diesmal von Ratingen über Kettwig nach Werden und über Velbert zurück. Na, wenn ich das verspreche, muss ich das wohl auch machen. Ich werde berichten.
In der Zeit der Beschränkungen durch Corona habe ich die Erfahrung gemacht, dass man als Radfahrer viel sicherer und ungestörter unterwegs ist. Das stimmt, wenn man sich auf den Autoverkehr beschränkt. Auf den Wegen waren nun aber mehr Radfahrer (ich ja auch) und Spaziergänger unterwegs: zum Teil fuhr ich freiwillig durch Wohngebiete abseits der schönen Radwege, weil auf diesen mehr Slalom als Fahrrad gefahren werden musste.
Es war schönes Wetter und ich konnte in Duisburg ein sehr schönes Forstamt entdecken. Weiter ging es durch den Ruhrpott und irgendwann landete ich nach vielen Kilometern (27) und 2 h im Innenstadtbereich, Innenhafen.
Der Rückweg sollte schneller erfolgen; ich nahm einen mehr oder minder direkten Weg Richtung Rhein und es sollte dann Richtung Kaiserswerth gehen. Tatsächlich verfuhr ich mich, weil ich in einem Stadtteil Duisburgs landete, in dem quasi alle Geschäfte offen waren und kleine Gruppen mindestens 5 Personen hatten: als gäbe es keine Beschränkung aufgrund Corona. Das hatte mich sehr überrascht. Der Stadtteil war Hochfeld, laut Wikipedia über 50% Anteil ausländischer Mitbewohner, die entweder die Beschränkungen mangels Deutschkenntnisse nicht kannten oder tatsächlich in Großfamilien leben.
Insgesamt nahm ich dann den Weg wieder über Schloß Heltorf zurück. Alles in allem knapp 55 km, in 3,5 h. Hat Geschmack auf mehr gemacht, was nun im Mai auch nachgeholt wird.
Ab etwa 1975 bis zum Beginn des Studiums habe ich zusammen mit Schulfreunden regelmäßig alle Spiele des BVB in Dortmund gesehen. Wir hatten keine Dauerkarte und außerdem noch Samstags bis 12 Uhr Schule. Also ging es fast direkt in den Zug von Unna bzw. Holzwickede nach Dortmund. Ran an das Kartenhäuschen mit Jugendkarten und anschließend entweder zu Oma und Opa im Kreuzviertel oder in eine der dortigen Kneipen (was früher auch mit 15 oder 16 ging).
Auf dem Weg zurück musste man über den Rheinlanddamm oder auch B1 oder Ruhrschnellweg (ja, damals war der noch schnell!) genannt. Dazu gingen wir über eine gebogene Brücke und hatten links die Westfalenhalle und geradeaus Rote Erde und Westfalenstadion.
Vor ein paar Wochen hatte jemand in einer Facebook-Gruppe für alte Dortmunder Bilder genau diesen Blick als Photo veröffentlicht. Da dachte ich mir, ich könne ein ähnliches Bild als Erinnerung an Oma und Opa und den Apfelplinsen machen. Es war der Abend des Spiels gegen Inter Mailand: ich war im Kumpel Erich (wie früher, da hieß er nur anders) und ging über die Brücke zum Stadion.
Eigentlich fahre ich da nie hin. Vielleicht auch, weil wir sonst um diese Zeit Urlaub haben. Dieses Jahr wollte ich etwas ganz außergewöhnliches (aus meiner Sicht) machen: ich fahre mit dem Rad. Naja, nicht die ganze Strecke: hin bis Langedreer mit dem Zug, dann Rad. Zurück immerhin vom Stadion über Westpark, Dorstfeld bis Bahnhof Kettwig. Und auch nicht nur mit Muskelkraft: habe ja ein eBike. Allerdings habe ich nur 50% der Strecke mit der Einstellung eco hinter mich gebracht, ansonsten war der Motor aus.
Ich war sehr früh, zu früh für die Orga vor Ort. Der Eingang war eigentlich für die Stadionführung und die Stadionrallye geöffnet (man bekam ein gelbes Band an den Arm), aber ich hatte meinen Fahrradakku hochgehalten wie einst Milla Jovovich im Fünften Element: „Multipass- das ist nur ein Akku für das Fahrrad“. Man hatte schlicht vergessen auf meinen Arm zu schauen. Somit war ich drin und auf der Nord.
Vor dem Stadion füllte es sich: die Schlangen wurden länger, auch vor dem Wurststand. Der DJ übte noch, die Technik stand noch nicht perfekt.
Auf die Spielervorstellung wollte ich nicht warten. Ich fuhr in den Westpark, zu Café Erdmann und nahm ein Bier. Der Westpark war im 19 Jhdt. ein Friedhof, gegen 1912 wurde aber der Hauptfriedhof in Brackel eingerichtet und der Westfriedhof zum Park umgestaltet. Er ist für mich der kultigste Park in Dortmund: Zwischen Kreuzviertel, Möllerviertel, Städtischen Kliniken und Dortmund-West gelegen findet sich jegliche Clientel dort ein.
Über Dorstfeld, Bochumer Süden, entlang der Ruhr im Essener Süden ging es dann nach Kettwig. Alles in allem bin ich heute 70 km Rad gefahren, einen großen Teil ohne Motor. Das hätte ich ohne eBike vermutlich nicht gemacht. Aber mit dem Motor hat man keine Sorge, schnell erschöpft zu sein und wagt somit längere und anstrengendere Strecken. Dazu sieht man halt auch schöne Flecken wie den Baldeney-See